CD
ESSAY
W enn
das A ndere
des
Besseren
Feind
ist
Thomas Hintze, langjähriger Jazz-Autor von STEREO und beliebter Moderator der World of HiFi,
schildert, worauf man beim persönlichen Hörtest achten sollte. Seine Erkenntnis:
Nicht immer klingen teure Komponenten besser
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W o lf g a n g A m a d e u s
Hie Piano Quartets
KV 418 and 493
MoiJ'f
Gaede frio
Markus Schirmer, piano
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fldenlebeh op-40
*GO SYMPHONY OR
IEU BARENBOIM
D
as Sprichwort lautet zwar etwas an-
ders, heißt es doch im Original
„Das Bessere ist des Guten Feind“,
aber an dieser Stelle geht es heute vor-
nehmlich um das „Andere“, später können
wir uns dann dem „Besseren“ zuwenden.
Aus zahlreichen Gesprächen weiß ich,
dass sich viele STEREO-Leser mit dem
Aufstieg in die „nächste Liga“ beschäfti-
gen oder zumindest durch Tuningmaß-
nahmen an der Optimierung ihrer Anla-
ge arbeiten. Doch wie zuverlässig lässt sich
das Ergebnis nach den vorgenommenen
Veränderungen beurteilen?
Nicht selten habe ich Gelegenheit, bei
Freunden, Nachbarn oder ehemaligen
Kollegen in eine Anlage reinzuhören. Zum
Beispiel, wenn eine neue Komponente die
HiFi-Anlage ziert, oder wenn es gilt, neue
Kabel, llnterlegfüße, Stecker, Kabelleisten,
Filter oder Ähnliches Probe zu hören. Die
erste Musikauswahl überlasse ich ungern
meinen Gastgebern, obwohl sie schließlich
mit ihrer Anlage glücklich werden sollen.
Ein Blick auf den präparierten CD-Stapel
verrät mir nämlich, dass sie dieses Pro-
gramm schon mehrmals durchgespielt ha-
ben. Der Verdacht liegt also nahe, dass sich
meine Freunde auf diese Titel bei einigen
Sitzungen eingehört haben, was aber nicht
unbedingt zielführend ist. Weil man sich
allzu schnell festlegt, wie eine bestimmte
CD zu klingen habe, ohne sich be-
wusst zu sein, ob die eigene Kette to-
nal richtig spielt.
Meine Wiedergabekette ist neutral,
das heißt die Tonalität stimmt. Genau
deshalb habe ich immer Musik bei mir,
die ich auch zu Hause gelegentlich hö-
re, und die ich bei einem Hörtest bei
Freunden zunächst mit deren „alter“
Kette höre. Das ist sogleich der Moment
der Wahrheit, denn wenn sich hier be-
reits Hürden aufbaucn, braucht man ei-
gentlich gar nicht weiterzumachen.
E rst e in m a l m u s s d ie T o n a litä t
s tim m e n
Vorausgesetzt, die Musik klingt so wie sie
soll, besser gesagt sogar muss, kann es an
die Arbeit gehen. Ich muss noch erwäh-
nen, dass dies auf keinen Fall eine Frage
des Preises ist, auch in der Mittelklasse ha-
ben viele Anlagen keine Probleme in Sa-
chen Tonalität.
Erst wenn das geklärt ist, kann der Aus-
tausch einzelner Komponenten vorge-
nommen werden. Jetzt wird es spannend,
und man schaut sich fragend an. Meist ist
schnell klar: Es klingt „anders“. Aber
klingt es auch wirklich besser? ln letzter
Zeit war ich bei vielen solcher Hörsitzun-
gen zugegen und glaube daher sagen zu
können, dass es in weit über der Hälfte al-
ler Fälle wirklich nur
„anders“ geklungen hat. Insbesondere,
wenn dann der Urzustand wieder herge
stellt wird, können wir noch einmal ver
gleichen. Selbstverständlich mit denselben
Stücken bei gleicher Lautstärke. Dabei
kommt es immer wieder vor, dass relativ
teure Produkte nicht unbedingt besser
klingen. So ist das Erstaunen off groß, zu-
mal das Teil doch hervorragend getestet
wurde, vielleicht sogar in der STEREO.
Dies spricht nicht unbedingt gegen die
Tester, denn die Parameter der hier be
nutzten Zusammenstellung und der im
Hörraum der Zeitschrift können völlig
unterschiedlich sein.
Während dieser Vergleich gemacht
wird, kommt es mir natürlich darauf an,
dieses „Anders“ oder aber auch das „Bes-
ser“ zu qualifizieren. Es ist nicht immer
leicht, deshalb verwende ich grundsätzlich
unterschiedliches Programmmaterial, da-
mit die Knackpunkte genau benannt wer
den können. Zunächst einmal wollen wir
das Klangbild etwas genauer hinterfragen.
M a ch e n S ie sich v o m K lang
ein B ild
Um ein Klangbild in Breite, Tiefe sowie
Transparenz zu testen, nehme ich gern zu
nächst kleine Besetzungen, in denen In-
strumente gespielt werden, deren Klang
viele Menschen im Ohr haben. So zum
Beispiel Jazztrios, bestehend aus Klavier.
Bass und Schlagzeug. Genauso gut könn
te es auch ein Klavierquartett aus dem
klassischen Bereich sein, vielleicht von
Mozart, da wäre die Aufnahme mit dem
Gaede Trio plus Markus Schirmer (Kla
vier), erschienen bei TACET, mein Favo
rit. Es erlaubt mir, mich in aller Ruhe den
Instrumenten, aber auch der Sitzordnung
der Musiker zu widmen. Erklingt das Kla
vier nicht ganz klar über die volle Breite
hinter den Streichinstrumenten, und sit
zen diese vor dem Klavier nicht in der Rei
46 STEREO 6/2011
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